Ein
Reisebericht von
Manfred Lawrenz,
Heidenau/Sachsen;
(ehem. Leba) |
Reise
nach Leba
07.
- 16. Juni 2013 |
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2013
Schon wieder sind
zwei Jahre seit unserem letzten Besuch meines Geburtsortes, dem
Ostseebad Leba vergangen. Auch dieses Mal haben wir, meine Ehefrau und ich,
das Bus-Reiseangebot vom "Bund der Lebaer"*)
genutzt. Zwei Reisebusse standen zur Verfügung, die nach einer
Zwischenübernachtung dann am Sonnabend, den 08. Juni 2013 in Leba/Łeba eintrafen.
Dank guter Organisation konnten die reservierten Zimmer im Hotel "Wodnik"
schnell bezogen werden. Bis zu der am Abend vorgesehenen offiziellen Begrüßung
stand für einen kurzen Besuch des Strandes noch ausreichend Zeit zur
Verfügung. Vom etwas höher gelegenen "Hotel Neptun" (ehemaliges Kurhaus)
eröffnete sich bei klarem sonnigen Wetter eine wunderschöne Sicht über die
Ostsee bis zum Horizont. Nur der Strand bot einen etwas traurigen Anblick. Wieder hatte
es, wie in den zurückliegenden letzten Besuchsjahren, gravierende
Erosionsschäden gegeben. Eine offene Frage ist, ob diese Schäden durch den Klimawandel oder
gar durch die im Jahre 2000 um 158 m verlängerte Westmole mit verursacht werden?
Jedenfalls werden ganz erhebliche Anstrengungen unternommen, diese Erosionen
durch Strandaufspülungen bis zur Badesaison zu beseitigen. Dieses Ziel
konnte, wie eines der folgenden Bilder zeigt, verwirklicht werden. Der
Strand hat nun wieder sein schönes Aussehen zurückerhalten.
Leba kämpft um seinen
schönen Ostseestrand |
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Strandschäden
am Kurhaus
- Anfang Juni - |
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beseitigte Strandschäden
- Ende Juni - |
Vor dem Abendessen wurden dann alle Reiseteilnehmer im
Hotel Wodnik von Claudia Fredrich als Vertreterin des "Bundes der Lebaer",
sowie von der Hoteldirektorin Frau Puszcz und dem Bürgermeister der Stadt Leba Herrn Andrzej Strzechmiński
ganz herzlich begrüßt.
Am Sonntag,
der zur freien Verfügung stand, nahmen wir vormittags an der Eröffnung der Kunstausstellung
"zwei Zeiten: Leba - Bleckede" mit Grafiken des
Malers Gerhard Fietz in der Stadtbibliothek teil. Gerhard Fietz
(1910 - 1997) gehörte zu den bedeutenden deutschen Künstlern der
Nachkriegszeit. Gezeigt wurden 6 in und um Leba gemalte
Landschaftsbilder und einige abstrakte Gemälde. Die Ausstellung ist unter
anderem durch
Initiative unseres Mitreisenden und Ehrenmitgliedes des Bundes der Lebaer, Herrn
Egon Ojowski, mit Unterstützung der Sparkassenstiftung Lüneburg und unter Mitwirkung der Stadtbibliothek
Leba und anderer
Persönlichkeiten ermöglicht worden.
Anschließend führte uns ein Spaziergang durch die Hauptstraße/Kościuszki,
mit einen Abstecher zur neuen Kirche und am Hafen entlang zurück zum Hotel.
Neu entdeckt in Leba
Medienturm an der
Ostmole |
Erneuerte Nebelglocke
an der Hafeneinfahrt |
Restaurierter
Schwanenteich/
Łabędzi Staw |
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Das älteste Haus Lebas steht an der Hauptstraße/ Ulica Kościuszki
86 und wurde 1723 als
Fach- und Rauchhaus errichtet. Den alten Lebianern ist es auch unter dem Namen "Spohn`sches
Haus" bekannt. Auf dem Giebelbalken stand:
" DEVS PROTECTOR ET ADJVTOR MEVS. Herr ich lasse Dich
nicht, Du segnest mich denn. JOHANN MAMPPE. 18. Juli 1723
"
Erhalten geblieben sind nur Teile des lateinischen Textes. Seit meinem
Besuch vor zwei Jahren waren die Textteile und die vom Bund der Lebaer
montierte Bronzetafel am Haus noch gut lesbar. Witterungseinflüsse haben dem
Haus zugesetzt, die Schriften sind jetzt kaum zu erkennen.
1998 entstand in Leba eine zweite Pfarrei
"St.-Jakob-Apostel". Sie begann den Bau einer neuen Kirche mit
einem 42 m hohen
Turm. Jetzt ist der Bau soweit fortgeschritten, daß darin
Gottesdienste gefeiert werden können.
Die neue Kirche der
St.-Jakob-Apostel-Pfarrei in Leba |
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Zurück zum Hotel wählten wir den Weg durch das nördliche
Hafenviertel, zur Ostmole und an dem Schwanenteich/Łabędzi Staw
vorbei. Soweit ich mich zurückerinnern kann, bis in die 40er Jahre,
war der Teich immer zum größten Teil mit Schilf bedeckt und
damit die Sicht erheblich eingeschränkt. Jetzt eine angenehme
Überraschung. Der Teich, der ursprünglich der Verlauf des alten Lebaflusses
war, ist gründlich saniert worden. Eine Oase im nördlichen Stadtgebiet von
Leba ist entstanden!
Zum Abschluß des Tages stand eine Ostsee-Schifffahrt unter dem Motto "dem Sonnenuntergang entgegen" auf dem Programm. Mit einem "Nostalgie" -Schiff
bei ruhiger See und klarem Wetter war es eine romantische Fahrt.
Am Montag, dem 10. Juni starteten wir den ersten Ganztagesausflug mit
unseren 2 Reisebussen, die uns nach Stolp/Słupsk
und weiter nach Stolpmünde/Ustka brachten. Sehenswert in
Stolp/Słupsk ist das in den Jahren
1898 - 1901 erbaute Rathaus mit seinem Ratssaal, dessen Ausstattung
noch im Originalzustand erhalten ist. Auf einem großen Wandgemälde wird der
Freikauf der Stadt vom Deutschen Orden durch Spenden der Bürger dargestellt.
Ein zweites Gemälde zeigt eine Huldigung der Bürger an die Stadt. Zu einigen
der historischen
Gebäude, wie die im 8./9. Jahrhundert gebaute Postdominikanische St.-Jacek-Kirche, dem Richter-Speicher
und der Hexenbastei
führte uns ein Stadtführer und erläuterte
deren Geschichte.
Stolp hat heute etwa 95 000 Einwohner.
Stolp |
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Rathaus |
St.-Jacek-Kirche |
Hexenbastei |
Landratsamt |
Stolpmünde |
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Leuchtturm |
Bäckereimuseum |
An der Mündung der Stolpe/Słupia
in die Ostsee liegt Stolpmünde/Ustka. Der Ort wird
erstmalig 1337 in einer Urkunde über den Verkauf an Stolp erwähnt. Erst
1935 erhielt Stolpmünde Stadtrechte. Heute hat es über 17 000 Einwohner.
Schnell erreichten wir nach einer kurzen Busfahrt, mit einem
Zwischenaufenthalt zum Mittagessen, das 11 km von Stolp entfernte Ostseebad.
In Begleitung unseres Stadtführers spazierten wir durch den Hafen bis zu dem
im Jahre 1892 errichteten 21,5 m hohen Leuchtturm an der östlichen
Hafeneinfahrt. Von hier aus verläuft oberhalb des Strandes eine wunderschöne
Strandpromenade mit einem freien Blick auf die Ostsee. Zurück zum
Busparkplatz bummelten wir die Hauptstraße entlang und kamen so an der schön
gestalteten Fassade des Brot- bzw. Bäckereimuseums vorbei.
Pünktlich zum Abendessen trafen wir wieder in unserm Hotel in Leba ein.
Der Dienstag war vormittags für den Besuch der
Lontzkedüne/Łącka
Góra, auch
"Polnische Sahara" genannt, vorgesehen. Nach dem Frühstück brachten uns
unsere beiden Busse nach Rumbke/Rąbka.
Weiter ging es dann mit komfortablen Elektrowagen bis zur 5,5 km entfernten
großen Wanderdüne im Naturschutzgebiet Słowiński
Park Narodowy. Die Route verläuft durch einen
naturbelassenen Wald, auf deren halben Strecke Pletka/Wyrzutnia
Rakiet mit dem Raketen-Museum und eine
Schiffsanlegestelle am Lebasee/Jezioro
Łebsko liegt. Am Fuß der
Wanderdüne bestand die Möglichkeit mit den Elektrowagen wieder zurück bis
Pletka zu fahren oder zu Fuß an oder über die 40 m hohe Düne zur Ostsee
zu kommen, um dann am Strand nach Pletka zu wandern. Hier in Pletka erwarteten uns
zwei Schiffe, die uns zu den Bussen nach Rumbke brachten.
Zum ökumenischen Gottesdienst
fanden sich am Nachmittag fast alle Reiseteilnehmer in der Lebaer Kirche "Maria Himmelfahrt"
ein. Die zweisprachig gestaltete Feier wurde wie immer von dem heimischen
Kirchenchor begleitet. Beeindruckend ist die hohe Klangqualität dieses Chores.
Fast unbeachtet steht auf der Spitze des Altars
eine kleine
Statue. Es ist die Heilige Barbara, eine Reliquie aus der 1590 aufgegebenen
Nikolai-Kirche vom alten Leba (Lebemunde).
Nach dem Gottesdienst trafen sich die Teilnehmer zum Gedenken der Toten am
Ehrenmal der Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Kirchenvorplatz. Mit dem
Pommernlied "Wenn in stiller Stunde" fand die Feier einen würdigen Abschluß.
Mit einem festlichen Abendessen klang dieser besinnliche Tag aus.
Mittwoch, den 12. Juni:
Wir fahren "über die Dörfer". Mit der Besichtigung
von Schloß Neuhof/Nowęcin,
etwa 2 km östlich von Leba gelegen, und einem Blick auf den
idyllischen Sarbsker See/Jezioro Sarbsko
begann unsere Rundreise. Das Schloß war einige hundert Jahre im Besitz der
Familie von Weiher.
Weiter ging die Reise nach Roschütz/Roszczyce, eine Landgemeinde im ehemaligen Kreis Lauenburg/Lębork.
Sehenswert ist hier eine kleine Barockkirche, die 1659 als Begräbniskapelle
von der Familie von Krokow gebaut wurde. Die Familiengruft in der Kirche ist
zugänglich, wer möchte, kann in sie hinuntersteigen.
Neuhof |
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Roschütz |
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Klucken |
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Ehemalige Schule |
Kapelle |
Mittagspause |
Charbrow |
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Barockkirche |
Schloß |
Das nächste Reiseziel war
das Museumsdorf Klucken/Kluki am südwestlichen
Ufer des
Lebasees/Jezioro Łebsko. Hier am westlichen Lebasee waren die Lebakaschuben beheimatet. Durch ihre
evangelische Konfession und die damit verbundene kulturelle Entwicklung,
unterschieden sie sich von den östlichen Kaschuben katholischen Glaubens. Offiziell werden sie als Slowinzen
bezeichnet. Klucken haben sie aber in den 70er Jahren fast alle
verlassen. Zur Bewahrung ihrer Kultur entstand in Klucken 1963 ein
Freilichtmuseum, in dem Relikte aus der slowinzischen Zeit aufbewahrt werden.
Im neu erbauten Gasthof "U Dragoscha" ("Bei Dragusch") wurde uns ein hervorragendes
Mittagessen mit frisch geräucherten Fischen zur freien Auswahl serviert. Bei
herrlichem Wetter war es ein schönes Erlebnis. Mit einer kurzen Besichtigung
des Freiluftmuseums endete unser Besuch.
Ein Zwischenstopp in Charbrow/Charbrowo ermöglichte noch einen
Blick in die Barockkirche mit ihrer reichen Ausstattung
und bemerkenswerten Deckengestaltung. Im Schloß des ehemaligen Gutsbesitzers
von Somnitz durften wir noch das in einem renovierten Schloßflügel
eingerichtete Hotel begutachten. Begleitet hat diesen und auch einige andere
Ausflüge der Reiseleiter Mariusz Baar aus Vietzig/Wicko.
Donnerstag führte
der letzte Ganztagesausflug nach Danzig/Gdańsk.
Danzig, 997 erstmals in einer Chronik als "Gyddanyzc" erwähnt, gehörte im
Mittelalter zur Deutschen Hanse. Nach dem Krieg, mit
seinen historischen Gebäuden und Kirchen wiederaufgebaut, hat es heute über 480
000 Einwohner. Besonders sehenswert sind die Marienkirche, der Lange Markt
mit dem Grünen Tor, die Langgasse mit dem Goldenen Tor (Langgassetor), der Neptunbrunnen und das mittelalterliche Krantor an
der Motlau/Motława. Am Grünen Tor
trafen meine Frau und ich zufällig ein befreundetes Ehepaar aus der
Hamburger Gegend und versäumten somit die vom "Bund der Lebaer" organisierte
Stadtführung.
Danzig |
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Hafen
mit Krantor |
am
Grünen Tor |
Langgasse |
Oliva |
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im
Dom zu Oliva |
Nach der Mittagspause fuhren wir zu dem 10 km von der
Stadtmitte liegenden und jetzt zu Danzig gehörenden Ortsteil
Oliva/Oliwa. 1175 ließen sich hier deutsche Mönche nieder und
gründeten 1186 ein Zisterzienserkloster. Die große in der heutigen Form
erhaltenen gotische Kirche wurde im 14. Jahrhundert neu errichtet. 1925
erhielt der Dom den Rang einer Kathedrale. Eine besondere Kostbarkeit ist
die große Orgel, die ab 1763 in dreißigjähriger Arbeit gebaut wurde und
5100 Pfeifen besitzt. Mehrmals täglich erklingt ein kurzes Orgelkonzert in
dem der gewaltige Klangumfang, vom zarten Vogelzwitschern bis zum gewaltigen
Donnergrollen demonstriert wird. Ein beeindruckendes Erlebnis.
Am Freitag, 16:00 Uhr begann
der jeweils am letzten Aufenthaltstages stattfindende traditionelle
"Lebatag". Den Vormittag nutzten noch einige Reiseteilnehmer zum Einkauf von
Souvenirs, meist kulinarischer Art. Wegen dem angekündigten unbeständigen Wetter
fand die Veranstaltung im Hotelrestaurant statt. Schade. Aber das tat der
Stimmung keinen Abbruch. Zur musikalischen Unterhaltung sorgte die
kaschubische Kapelle "Burczybas" aus Sierakowitz/Sierakowice. Ein üppiges
Grillbüfett, Essen und Trinken standen bereit. Das Tanz- und Musikensemble "Jantar"
aus Danzig bot trotz der etwas beengten Raumes seine flotten und
temperamentvollen Lieder und Tänze dar. Erstmals standen auch Pferdekutschen
zu einer kleinen Rundfahrt in Leba zur Verfügung
Leba-Tag im Hotel Wodnik |
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Folklorekapelle "Burczybas" |
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Danke an
alle Mitarbeiter |
Der Hoteldirektorin Frau Puszcz und dem gesamtem Hotelteam
sprach unsere Reisebegleiterin Claudia Fredrich im Namen aller
Reiseteilnehmer ein großes Dankeschön für die herzliche Aufnahme im Hotel
aus. Alle Anwesenden erhielten als Souvenir ein kleines Geschenk von der
Hotelleitung.
Sonnabend früh, am Tag der Abreise,
verabschiedeten sich an den bereitstehenden Bussen alle Heimatfreunde und
Reiseteilnehmer. Wie immer waren die
Hoteldirektorin Frau Puszcz und Ilona Rzeppa anwesend.
Ein großes Dankeschön an unsere Claudia Fredrich für Ihre hervorragende
Organisation und Gestaltung dieser schönen, vom "Bund der Lebaer"
geplanten Reise. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, den 102 Reiseteilnehmern den Aufenthalt in
Leba angenehm und abwechslungsreich zu gestalten. Auch unsere
langjährige unermüdliche Dolmetscherin Ilona Rzeppa
aus Leba hat uns ständig begleitet und bei der Vorbereitung dieser
Reiseveranstaltung tatkräftig mitgeholfen. Danke.
Nicht zuletzt bedanken wir uns bei den Busfahrern, die uns nach einer Zwischenübernachtung
am Sonntag, den 16. Juni
wieder wohlbehalten
nach Hause brachten.
Fotos: M.
Lawrenz
Quellen:
Reiseprogramm Bund der Lebaer
"Bund der Lebaer": Bürgerbrief Nr.:90 (2013)
Reiseleiter Mariusz Baar, Wicko
Wikipedia: Danzig u. Oliva
Letzte Aktualisierung:
Juli 2014
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